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Bad Orb einst und später ... Eine hessische Privatbahn im Wandel der Zeit

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Am Anfang eine Feststellung: Es ist schön, daß es die Bahn gibt - wenn auch "nur" als Touristikbahn und in einer Spurweite, in der sie nicht erbaut wurde. Manchmal besteht die Lösung nur in einem Kompromiß.. Der Autor hatte noch das Glück, die Privatbahn Wächtersbach - Bad Orb im Ursprungszustand kennenzulernen, und das wenige Wochen nach Anschaffung seiner ersten Kamera und zu einer Zeit, in der man wirklich kaum wußte, wo zuerst anfangen... Es war ja alles neu! Leider sind die Aufnahmen aus dem Jahre 1993 vom Umfang her nicht sehr ergiebig, der Autor erinnert sich an diverse "zeternde" Fahrgäste, die das offene Fenster monierten (es war wirklich kein warmer Tag..). Doch im zweiten Teil ist die Strecke dann ausgiebig dargestellt. Am 23. Mai 1901 eröffnete die Bad Orber Kleinbahn AG die normalspurige, 6,5 km lange Privatbahn von Wächtersbach nach Bad Orb und ermöglichte der aufstrebenden Kurstadt am Fuße des Spessarts den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung. Zu dem trug die Bahn tatsächlich in eheblichem Maße bei. Wächtersbach wurde sogar Schnellzugstation, um Kurgästen den unkomplizierten Übergang nach Bad Orb zu ermöglichen. 1937 ging die Bad Orber Kleinbahn AG zusammen mit der Wächtersbach - Birsteiner Kleinbahn, der Freigerichter Kleinbahn und der Spessartbahn in der neuen Gesellschaft 'Gelnhäuser Kreisbahnen' auf. Das blieb so bis zur Betriebseinstellung. Der Reiseverkehr dominierte stets das Betriebsgeschehen. Selbst in der Zeit des 'Wirtschaftswunders' und noch lange danach, als anderswo die Reisendenzahlen rapid zurückgingen, waren die Züge der Kleinbahn noch gut besucht. So wurden noch im Jahr 1974 über 500000 Personen befördert. Demgegenüber führte der Güterverkehr ein Schattendasein, diente lediglich der Versorgung der Stadt Bad Orb mit den üblichen Gütern. Jedoch gab es in der Zeit des ersten Weltkriegs und noch danach nahe Bad Orb einen Truppenübungsplatz, der stoßweise für zusätzlichen Güterverkehr sorgte. Zu dessen Versorgung gab es ein Anschlußgleis in Fortsetzung der Strecke hinter dem Bahnhof Bad Orb, an das sich eine Seilbahn anschloß, denn die Militäranlage befand sich weit höher gelegen im Spessart. Die Militäranlage wurde später zum Ferienlager, und es gab am Wochenende durchgehende Züge von Frankfurt(Main) nach Bad Orb, mit denen die Schulkinder zusammen mit ihren Eltern an- und wieder abreisten. Die gut besuchten Züge konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Betrieb der Kleinbahn trotzdem immer defizitärer wurde. Steigenden Kosten standen zu viele Fahrgäste mit ermäßigten Fahrkarten gegenüber, die 'Vollzahler' fuhren auch in Bad Orb Auto.. Ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wollte der Main-Kinzig-Kreis als Eigentümer der Gelnhäuser Kreisbahnen das Defizit nicht mehr tragen und drängte auf eine Betriebseinstellung. Es fehlte schlicht an politischem Willen 'pro Bahn'. Doch die Stadt Bad Orb konnte mit einer kräftigen Finanzspritze einen Aufschub um 15 Jahre erwirken, und so fuhr die Bahn weiter. Ein einschneidendes Ereignis war ein tödlicher Unfall im Jahr 1991, als eine Schülerin, die noch eilig ihren Zug erreichen wollte, unter diesem geriet und tödlich verletzt wurde. Obwohl keine Pflichtverletzungen des Bahnpersonals nachgewiesen werden konnten, wurde der Bahn in dem Gerichtsverfahren, das sich über alle Instanzen zog, die alleinige Schuld zugesprochen. Rechtsprechung der 1990er Jahre - die Anti-Bahn-Einstellung konnte sich bis in die Gerichte hinein ziehen. Es gab ähnliche Fälle deutschlandweit! Als Folge wurde der Bahn die technische Sicherung des betreffenden Bahnübergangs auferlegt, was zu einer zweijährigen Betriebsunterbrechung führte. Erst Anfang 1993 konnte der Verkehr wieder aufgenommen werden. Er währte aber nur noch 2 Jahre, denn inzwischen war der Oberbau verschlissen und hätte saniert werden müssen. Zu dieser Investition war der Kreis nicht mehr bereit, und so kam es schließlich zur endgültigen Betriebseinstellung am 04. März 1995. Ein Vorschlag von 'Pro Bahn', die Strecke in dem RMV zu integrieren, was durchaus Vorteile gebracht hätte, wurde nicht aufgegriffen - die Zeit war nicht reif für Entscheidungen 'Pro Bahn'.. Trotzdem wurde es nur vorübergehend ruhig um die Bahn. Ehrenamtliches Engagement rührte sich, und es reifte der Entschluß, die Bahn touristisch wieder in Betrieb zu nehmen. Das mißlang aber in der bestehenden Normalspur, hatte jedoch eine Chance, wenn man die Strecke auf Schmalspur 600 mm 'umnagelte', denn dafür war Material in wirtschaftlich vertretbarer Weise zu bekommen. So gründete sich 2000 die "Dampfkleinbahn Bad Orb Rolf Jirowetz & Siegfried Theimer GbR", die fortan als Betreiber fungierte. Beginnend von Bad Orb aus in kleinen Schritten 2001, konnte bis zum 29. Oktober 2006 die gesamte Strecke wieder, nun als 600 mm-Schmalspurbahn, in Betrieb gehen. Das ist sie erfolgreich bis heute - und inzwischen werden sogar wieder Reaktivierungsgedanken laut.. Gute Reise - 'einst und später' nach Bad Orb! Daten aus Wikipedia.

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