Hin und wieder kann es sinnvoll sein, mehrere Themen zu einem Video zusammenzufassen, wenn vom einzelnen Thema nur wenig Material zur Verfügung steht. Und so ist das hier der Fall, denn dieses Video beschreibt einen Teil der IBSE-Sonderfahrt in Nord- und Mittelthüringen vom 31.10.1999 (wir sahen bereits "Der 'Rest' vom Ebelebener Kreuz").
Wir fahren zuerst von Straußfurt über den Westabschnitt der 'Pfefferminzbahn' bis Sömmerda. Und bei dieser Gelegenheit muß der Autor gleich mit einer traurigen Mitteilung aufwarten, weil es schon Nachfragen gab: Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen gibt es kein Videomaterial vom Ostteil der Pfefferminzbahn Sömmerda - Großheringen! Das stellte sich nach intensiven Recherchen heraus, und der Autor kann nach so langer Zeit keine Erklärung mehr finden, wieso die 'Pfefferminze' niemals gefilmt wurde.. Schade, aber nun leider Fakt.
In Sömmerda befahren wir die Verbindungskurve vom unteren zum oberen Bahnhofsteil an der Erfurt - Sangerhäuser Strecke, die immer nur dem Güterverkehr vorbehalten war.
Schließlich erreichen wir Erfurt Ost und gehen dort über auf die Infrastruktur der 'Erfurter Industriebahn' (EIB), die seit vielen Jahren schon als EVU expandierte und inzwischen fester Bestandteil des thüringer SPNV ist. Und mit ihnen haben wir auch diese Sonderfahrt durchgeführt.
Hier haben sie nun praktisch ihr "Heimspiel" auf eigener Infrastruktur, und wir befahren ihre Verbindungsstrecke von Erfurt Ost nach Erfurt Nord, an der wir noch zahlreiche Anschlußbahnen sehen, die noch immer bedient werden.
Damit endet unser kleines 'Medley', und die Reise geht weiter - aber das ist eine andere Geschichte.
Die 'Pfefferminzbahn' Straußfurt - Großheringen wurde am 14. August 1874 eröffnet und ist auch heute noch in ihrer gesamten Länge vorhanden, wenn auch nicht mehr im Reiseverkehr. Sie berührt eine überwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzte Gegend mit Kölleda als Zentrum. Hier war zur Gründungszeit der Bahn der Kräuteranbau dominierend, daher soll der Name 'Pfefferminzbahn' abgeleitet sein.
Ihr östliches Ende liegt in der sogenannten 'thüringischen Toskana', mit den bekannten Bädern Bad Sulza und Bad Kösen. Bad Sulza hatte bis zur Einstellung des Reiseverkehrs 2017 auch einen Haltepunkt an der Strecke, der jedoch weit abgeschlagen vom Stadtkern lag.
Das war überhaupt das Problem des Ostteils der Strecke, die weit außerhalb der Orte liegenden Bahnhöfe. Die touristisch interessante Stadt Eckartsberga hat ihren Bahnhof fast 2 km außerhalb, fast niemand tat sich diesen Fußweg vom Zug zur Stadt an, mal abgesehen von den Jahren vor der einsetzenden Motorisierung! Abgestimmte Busfahrpläne mit Anschlüssen am Bahnhof hätten helfen können, aber das bekam bis zum Ende keiner auf die Reihe..
Noch zu DDR-Zeiten sah das ganz anders aus, da wurde die Bahn noch gut genutzt. Denn es gab ja nicht nur ungünstig liegende Orte. Die Städte Kölleda und Buttstädt brachten stets das meiste Reisendenpotential, und zwar in beide Richtungen! Dieses Potential ist auch heute noch da, man müßte es nur wieder wecken!
Der Güterverkehr boomte in Zeiten der DDR so wie auf fast allen Strecken. Die Landwirtschaft dominierte immer noch, aber es gab auch kleinere Industrie. Und auch die Menge an Empfangsgütern wie Kohle und Baustoffen war bedeutend.
Während es nach der Wende wie überall mit dem Güterverkehr schlagartig vorbei war, hielt sich der Reiseverkehr gegenüber anderen Strecken noch recht lange. Erst am 09.12.2007 kam es zur Einstellung des Reiseverkehrs auf dem von uns befahrenen Westabschnitt Sömmerda - Straußfurt. Und zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 wurde der Verkehr auf dem Ostabschnitt Buttstädt - Großheringen abbestellt. Es gab dagegen Petitionen mit mehreren tausend Unterschriften, aber bislang ohne Erfolg. Dabei - Konzepte sind da, sie warten nur auf Umsetzung..
Die Strecke ist komplett vorhanden, die Nutzung der heute reiseverkehrslosen Abschnitte geschieht aber wohl eher sporadisch. Zeit für den Wandel!
Die Verbindungsbahn Erfurt Ost - Erfurt Nord mit zahlreichen Industrieanschlüssen existiert seit dem 08. Mai 1912. Sie wurde von der städtischen Firma 'Erfurter Bahn GmbH' betrieben. In dieser Eigenschaft, da kommunales Eigentum, entging sie sogar einer Verstaatlichung in der DDR.
Hauptübergabebahnhof zum Netz der DR, später DB AG, war und ist Erfurt Ost. Hier ist mittlerweile auch die Fahrzeughalle und Einsatzzentrale für den seit 1997 erfolgreich gestarteten SPNV mit den Unternehmen 'Erfurter Bahn' und 'Südthüringen-Bahn'.
Die Verbindungsbahn ist immer noch in Betrieb, führt aber heute gegenüber dem erfolgreichen Personenverkehr landesweit (und landesübergreifend) eher ein Schattendasein.
Gute Fahrt nun im Regio-Shuttle der Erfurter Bahn rund um Erfurt, den Geruch von Pfefferminze in der Nase.. Ach so.. geht ja nicht, die Fenster gehen ja nicht auf .. 😂
Daten aus Wikipedia und eigenem Wissen des Autors.