Atsuko und Helmut haben ein bezahlbares Eigenheim in der Nähe von Köln gesucht und sind vor 30 Jahren bei Düren fündig geworden. Doch zum Zeitpunkt des Kaufs sah ihr Haus noch ganz anders aus: Es war mit asbesthaltigen Platten verkleidet und war viel kleiner als heute.
Helmut war es wichtig, selbst noch viel an dem Haus renovieren zu können. Vor dem Einzug hat er die Fassadenverkleidung entfernt und das alte Fachwerk freigelegt. Wo sich heute das japanische Badezimmer im Erdgeschoss befindet, war beim Einzug noch eine kleine Küche. Heute zeugt nur noch der ehemalige Vorratsschrank von der früheren Nutzung. Zehn Jahre nach dem Kauf haben sie den neuen Anbau gebaut, wo sich heute die geräumige Küche befindet.
Dass sie ihr Haus japanisch einrichten möchten, war direkt klar. Aber nicht etwa, weil Japanerin Atsuko sich heimisch fühlen möchte. Vielmehr ist es Helmuts Leidenschaft. Jedes Jahr fahren die beiden nach Japan, um Familie und Freunde zu besuchen. Vor Ort schaut sich der gelernte Schreiner Helmut ganz genau um und nimmt Inspiration mit nach Hause. Außerdem gehen die beiden gerne in Kyoto auf Flohmärkte, um nach neuen Schätzen und Schnäppchen Ausschau zu halten. Die Flohmärkte finden dort oft in alten Tempelanlagen statt – und da Handeln und Feilschen sehr in der japanischen Kultur verankert sind, ist das auch dort auf den Märkten gerne gesehen. Zu Hause wird dann erstmal wieder umgestaltet, umgebaut und dekoriert.
Atsuko lässt ihren Mann gewähren, auch wenn ihr das Haus viel zu groß ist. Die Japanerin ist es aus ihrer Heimat eher gewohnt, auf kleinem Raum zu leben. Sie ist in Tokyo mit ihrer Mutter und ihrem Bruder auf 49 m² aufgewachsen. Sie sagt, für Japaner ist es wichtiger, gut zu essen als gut zu wohnen. In Deutschland sei das andersrum – den Menschen sei es wichtiger, schön zu wohnen, ein eigenes Häuschen zu besitzen, als in gute Lebensmittel zu investieren. Das sei für sie immer noch befremdlich. Ansonsten ist Deutschland mittlerweile ihre Heimat geworden. Sie arbeitet als Altenpflegerin im Schichtdienst. Helmut ist bereits in Rente und nutzt seine Zeit, um wieder neue Projekte im Haus umzusetzen. Dabei will er möglichst viel in Eigenleistung umsetzen, denn der gelernte Schreiner liebt es, mit seinen eigenen Händen zu arbeiten, und das am liebsten mit Holz. Da kommt ihm die traditionelle japanische Einrichtung zupass, denn hier wird sehr viel Holz verarbeitet. Durch die Naturmaterialien und die gedeckten Töne strahlt die japanische Inneneinrichtung viel Ruhe aus.
Atsukos Vater hat Helmut mal ein Buch über japanische Architektur geschenkt, daraus hat er sich einiges abgeschaut. Atsuko meint, Helmut würde das Buch wie eine Bibel behandeln. Und er ist sehr detailbesessen, wenn es um sein Zuhause geht. So hat er zum Beispiel die Tatami-Matten im Schlafzimmer gebraucht gekauft. Die kamen allerdings aus China und hatten Kanten mit goldenen Verzierungen. Das hat ihm nicht gefallen. Deshalb ist er zu einem Innenausstatter gegangen und hat sich bei ihm schwarzen Stoff gekauft. Diesen hat er per Hand auf die Kanten der Tatami-Matten genäht, damit sie japanisch aussehen. Es war eine Sisyphos-Arbeit, aber hat sich gelohnt.
Die Gartengestaltung haben sich beide in Japan in Tempelanlagen abgeschaut. Die Pflanzen haben sie aber in Deutschland im Baumarkt gekauft, dort gibt es mittlerweile viele japanische Pflanzen wie Bambus oder roten Ahorn.
Ein Film von Julia Weber (Autorin), Yves Itzeck (Kamera), Lennart Haneklaus (Kamera), Ronnie Balcazar Giner (Ton) und Stephan Krakau (Schnitt).
Produktion: Sagamedia, im Auftrag des WDR
00:00 Japanisches Haus
00:43 Tatami-Raum
04:30 Wohnzimmer
06:58 Badezimmer
09:15 Küche und Essbereich
11:12 Schlafzimmer
12:15 Garten
Auf dem YouTube-Kanal von ARD Room Tour öffnen Menschen die Tür zu ihrem ungewöhnlichen Zuhause. Bei einem ganz persönlichen Rundgang erzählen sie Details zu Ausbau, Einrichtung und Architektur und sprechen über ihre Lebensphilosophie.
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