Nervige Fahrstuhlmusik, der Bass aus der Nachbarwohnung oder schiefe Töne – Musik kann uns und unser Gehirn richtig strapazieren. Aber uns auch in glücklichen Erinnerungen schwelgen lassen. Wie Musik wirkt, ist dabei ganz unterschiedlich und sehr individuell. Beim Musikhören gibt es in den unterschiedlichsten Hirnbereichen neuronale Aktivität. Und diese Aktivität ist nicht nur abhängig von der Musik, die wir hören, sondern auch vom Kontext, in dem wir die Musik hören. Also in welcher Umgebung, zu welcher Uhrzeit, mit welchen Leuten oder wie unsere Stimmung ist.
Stefan Kölsch@stekoel und sein Team haben sich in einer Studie angeschaut, was im Gehirn passiert, wenn wir Musik hören, die wir angenehm finden – im Vergleich zu Musik, die wir unangenehm finden. Ein Ergebnis war: Angenehme Musik aktiviert Hirnareale, die mit Freude, Aufmerksamkeit und Bewegung zu tun haben. Dagegen stimuliert unangenehme Musik die Amygdala – das Angstzentrum des Gehirns.
Im Video erzählt euch Ralph, wie die Studie genau gemacht wurde – und spielt euch auch Beispiele für angenehme und unangenehme Musik vor. Eine spannende Erkenntnis: Angenehm empfundene Musik kann die Aktivität in der Amygdala – und damit auch unser Angstempfinden – verringern. Deshalb hilft es wahrscheinlich auch, im Dunkeln ein fröhliches Lied zu pfeifen.
Doch Musik beeinflusst nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unsere Erinnerungen. Der Hippocampus, der für Erinnerungen zuständig ist, arbeitet eng mit der Amygdala zusammen. Emotionale Erlebnisse bleiben uns besonders gut im Gedächtnis – und Musik kann diese Emotionen intensivieren. Kein Wunder, dass uns Sommerhits oft ein Leben lang begleiten und bestimmte Momente beim Hören wieder lebendig werden.
Und auch unsere Vorliebe für bestimmte Musik – oder unsere Abneigung – spielt eine große Rolle dabei, wie unser Gehirn reagiert. Das wurde in einer Studie von Julia Merrill, Taren-Ida Ackermann und Anna Czepiel (@MaxPlanckScience @uni_kassel) untersucht. Sie fanden heraus, dass Musik, die wir nicht mögen, Stresssymptome verursachen kann.
Wie euch das Tempo von Supermarktmusiken beim Einkaufen manipuliert, erzählt euch Ralph im Video. Und einen kleinen „Wissen macht Ah!“-Throwback gibt es auch 😉
*Kapitel*
0:00 Albtraum Fahrstuhlmusik: Wenn der Aufzug steckenbleibt
1:00 Wie beeinflusst Musik unsere Gefühle?
2:12 Angenehme vs. unangenehme Musik: Was passiert im Gehirn?
4:26 Musik und unser Verhalten im Supermarkt und Restaurant
5:10 Kann ich Musik gezielt dafür einsetzen, um eine bestimmte Emotion hervorzurufen?
6:16 Wie verändert Musik meine Erinnerungen?
Autor:innen: Friederike Walch-Nasseri, Ralph Caspers
Schnitt und Grafik: Klaus Wache
Sounddesign: Klaus Wache
Redaktion: Nasibah Sfar
*Linktipps*
Stefan Kölsch (@stekoel):
Mit Musik Stress und negative Gedanken (und Ohrwürmer) abschalten
https://www.youtube.com/watch?v=cHeuCsnCW2w
quarks.de: Wie Musik dein Leben beeinflusst
https://www.quarks.de/gesellschaft/musik-gehirn-wirkung-funktion-leben-beeinflusst/
The Guardian: Bread, wine, mind control: supermarkets could be using music to change our shopping habits
https://www.theguardian.com/business/2021/dec/05/bread-wine-mind-control-supermarkets-could-be-using-music-to-change-our-shopping-habits
*Unsere wichtigsten Quellen*
Stefan Kölsch et al.: Investigating emotion with music: An fMRI study;
in: Human Brain Mapping, 2006
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/hbm.20180
Julia Merrill, Taren-Ida Ackermann, Anna Czepiel: Effects of disliked music on psychophysiology;
in: Scientific Reports 2023
https://www.nature.com/articles/s41598-023-46963-7
The “Ifs” and “Hows” of the Role of Music on the Implementation of Emotional Regulation Strategies;
in: Behavioral Sciences, 2022
https://doi.org/10.3390/bs12060199
Using Background Music to Affect the Behavior of Supermarket Shoppers;
in: Journal of Marketing, 1982
Abstract: https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/002224298204600313
Fast Music Causes Fast Drinking;
in: Perceptual and Motor Skills, 1992
Abstract: https://journals.sagepub.com/doi/10.2466/pms.1992.75.2.362
Emotion regulation through listening to music in everyday situations;
Cognition and Emotion, 2011
Abstract: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/02699931.2011.595390
Misery loves company: Mood-congruent emotional responding to music;
in: Emotion, 2011
PDF: https://www.researchgate.net/profile/E-Schellenberg/publication/51189960_Misery_Loves_Company_Mood-Congruent_Emotional_Responding_to_Music/links/0912f503d3d55b0811000000/Misery-Loves-Company-Mood-Congruent-Emotional-Responding-to-Music.pdf
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@wdr
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